Newsletter 3/2015

Tuifly-Piloten fliegen ohne Motor

Sicherheit wird in vielen Berufen vor Wirtschaftlichkeit gestellt und das ist auch gut so. Doch immer wieder zeigt uns die Wirklichkeit, wie wichtig auch Teamfähigkeit und Kommunikation in der Fliegerei sind. Die Fähigkeit zum Dialog, das respektvolle und achtsame Miteinander im Beruf und im Privatleben, das alles sind wichtige Bestandteile sozialer Kompetenz.

Fehlen diese Bausteine oder werden sie nicht genügend ausgebildet, kann das fatale Folgen für das Team und sein Umfeld haben. Dem entgegenzuwirken ist unser Ziel im „Bildungsurlaub – Sozialkompetenzworkshop“ im Haus der Luftsportjugend.

14 Piloten der TUIfly und 2 Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung nahmen am ersten Kurs teil, ein weiterer Kurs für 12 Piloten ist auch ausgebucht.

Was hat Segelfliegen mit Sozialkompetenz zu tun?
Wer jemals versucht hat alleine ohne Hilfsmotor in die Luft zu kommen, kann diese Frage leicht beantworten. Aber auch Piloten und Lotsen, die es gewöhnt sind, dass jedes Rad ineinander greift, damit der Flug pünktlich Richtung Urlaubsland geht, sollten ihre Softskills trainieren.

Das tägliche Briefing kennen beide Berufsgruppen, bringt es doch alle auf den gleichen Stand und ist oftmals eine Notwendigkeit, denn ohne ein Briefing über die aktuelle Lage am Platz sollte man nicht starten.

Aber da ist noch mehr zu tun für das Team. Das erfuhren die Teilnehmer nicht nur im Workshop, sondern auch in jeder Minute auf dem Platz.

Muss ein Airlinepilot selber aushallen?
In Laucha schon! Umsichtige, kurze, klare Kommandos und schon stehen die ASK 21, ASK 13 und der Janus auf dem Vorfeld.
Batterie und Fallschirm drin?
Ja, auch daran müssen sie jetzt selber denken, sonst wird später der Funk nicht funktionieren und die Sitzposition etwas hart so ohne Fallschirm.
Nix für Bewegungsmuffel: Wer sonst am Schlepper hängt mit seiner Boeing ist in der Gruppe plötzlich an der Fläche der ASK 13 und schiebt sie von der Halle zum Start, damit alle Segelflugzeuge zeitgleich bereitstehen.
Gruppendynamik ist was Feines, merken alle und schnell springt der Funke über.
Die ersten Starts sind für manche ungewöhnlich. Der Blickwinkel, der Windenstart – und nach dem Ausklinken die absolute Ruhe.
Jetzt ist es geschafft oder doch Stress so ohne Motor, der einen sicher von A nach B bringt?
Wo kommen eigentlich die Seile her, die das Segelflugzeug in den Himmel ziehen? Perfekte Leppofahrer wechseln sich ohne viel Gerede schon nach wenigen Fahrten ab. Auch die Rückholfahrzeuge sind schnell vor Ort oder kommen noch mal zurückgefahren, weil in der Eile der Kuller für den Janus am Start liegen geblieben ist.
Welche Sollbruchstelle braucht der Doppelsitzer noch mal? Wo muss ich einklinken?
Das alles spielt sich dank Rat und Tat der Erfahrenen so schnell ein, als würden die Piloten das alles schon seit Jahren kennen. Da merkt jeder schnell, warum der Kurs die soziale Kompetenz in den Mittelpunkt stellt. Einer alleine kommt nicht weit und im Team macht alles mehr Spaß.
Runter sind die alle gekommen und mit dem Status eines Flugschülers ausgestattet sogar bis zum Alleinflug.

Glückliche Gesichter sogar noch abends beim Einhallen. Keiner lässt es sich nehmen SEIN Flugzeug persönlich zu waschen und einzuhallen. Hat es den Piloten doch sicher durch die Platzrunde zum Landefeld getragen.

Gemeinsames Abendessen und dann Lagerfeuer an der Wolke. Wie ein Dönerspieß müssen sich alle ab und zu wenden. Es ist April, nicht August und eben doch etwas frisch am Hang.

Saale-Unstrut-Wein schmeckt natürlich am Besten vor Ort und so darf auch die Weinprobe mit dem Winzer und Segelflieger Gerd Kresse nicht im Programm fehlen. Seine Sammlung an Segelfluggeschichte von Laucha und der Umgebung ist riesig. Von den Anfängen in den 30ern bis heute – er kann mit Bild und Tonmaterial Geschichte leben lassen.
Anschaulich vermittelt er die Bedeutung der Fliegerei für die Region und jeder versteht jetzt ein bisschen besser, warum dem Haus der Luftsportjugend die bestehenden Gebäude und der Flugplatz am Herzen liegen.

Kultur und das Innere des Seminarraums kamen auch nicht zu kurz. Die Sternscheibe von Nebra wurde in eine persönliche Führung näher erläutert und auch über sich selbst konnten die Telnehmer des Workshops in dieser Woche vieles lernen.
Wie sehe ich mich? Wie sehen mich andere? Wie funktioniere ich im Team? Was erwarte ich vom Team? Diese und noch andere Fragen stellte sich jeder Teilnehmer bis zum Ende der Woche.
Viel zu schnell war der Freitag dann da und jeder Pilot und Lotse konnte mit seinem persönlichen Highlight nach Hause fahren.

Können TUIfly-Piloten ohne Motor fliegen?

Die Antwort ist JA und es macht ihnen sogar Spaß!

Eure Tatiana